Alternative Putzmittel: Natürlich waschen und putzen – geht das?

Du möchtest umweltfreundlich, preiswert und „ohne Chemie“ waschen oder putzen? Vermutlich denkst du nun direkt an bestimmte Hausmittel wie beispielsweise Essig. Lebensmittel wie Essig und Backpulver werden – anders als chemische Stoffe – nicht im Hinblick auf Sicherheit und Gesundheitsschutz gekennzeichnet und wirken so „harmlos“. Dennoch sind in ihnen Chemikalien enthalten: zum Beispiel Essigsäure in Essig oder Essigessenz oder Natriumhydrogenphosphat in Backpulver. Essigsäure in Essigessenz kann beispielsweise bei unsachgemäßer Verwendung als Reinigungsmittel Augen und Haut angreifen. Und nicht alle Hausmittel leisten das, was ihnen an Wirkung nachgesagt wird. Wir stellen dir “natürliche“ Hilfen vor und erklären dir, was du über Essig zur Reinigung im Haushalt wissen solltest.

Ökologisch sinnvoll: Nutze die Kraft der Sonne

Sonnenlicht kann als natürliches Bleichmittel gegen Obst- und Gemüseflecken dienen, die beim Waschen nicht vollständig entfernt worden sind. Gleichzeitig wird die Anzahl von Keimen (z. B. von Bakterien und Viren) auf Textilien auf natürliche Weise signifikant reduziert[1], wenn du deine Wäsche im Freien zum Trocknen aufhängst.

Durch die Einwirkung von ultraviolettem Licht und energiereichem sichtbaren Licht werden die Flecken-verursachenden Farbstoffe photochemisch aufgebrochen, sodass farbiger Schmutz zerstört bzw. farblos wird. Feuchte Wäschestücke beschleunigen sogar diesen Prozess, da sich durch das Zusammenspiel von energiereichem Licht, Luftsauerstoff und den Wassermolekülen kurzfristig in kleinen Mengen das starke Oxidationsmittel Wasserstoffperoxid bildet. Dieses bleicht die Flecken zusätzlich. Diese Effekte hat man sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hinein als „Rasenbleiche“ zu Nutze gemacht. Da die bleichende Wirkung des Sonnenlichts allerdings für Farbstoffe allgemein gilt, solltest du deine Wäschestücke mit kräftigen oder dunklen Farben nicht unbedingt in direkter Sonneneinstrahlung trocknen. Wolle- und Seide-Textilien leiden im direkten Sonnenlicht besonders.

Über diese Bleichwirkung hinaus lassen sich die Stromkosten in einem Vier-Personen-Haushalt durch die Wäschetrocknung im Freien um circa 150 Euro pro Jahr reduzieren.

Energiesparend und trotzdem effizient: Putzen mit kaltem Wasser

Beim Putzen setzen viele Menschen auf heißes bzw. warmes Wasser, da sie der Meinung sind, Flecken und Bakterien lassen sich nur auf diese Weise zuverlässig entfernen. Tatsächlich sind die meisten Reinigungsmittel jedoch so ausgelegt, dass sie auch in kaltem Wasser wirksam sind. Du solltest sie daher auch so entsprechend verwenden. Ganz frische Blutflecken werden sogar nur mit kaltem Wasser entfernt – insbesondere aus Textilien.

Eine Ausnahme stellen fetthaltige Anschmutzungen dar, welche sich in warmem Wasser deutlich besser lösen und somit auch besser abspülen lassen.

In Vino Veritas: Weißwein gegen Rotwein

Ihr könnt tatsächlich Weißwein auf frische Rotweinfleckegeben – dadurch „verdünnt“ ihr den Fleck. Mit Wasser funktioniert das allerdings preiswerter und mindestens genauso gut. Idealerweise behandelt ihr den noch feuchten Fleck, indem ihr diesen sofort mit Leitungswasser ausspült und anschließend mit einem trockenen und farbechten Tuch die Flüssigkeit aufnehmt. Nur tupfen, nicht reiben! Bei eingetrockneten Rotweinflecken hilft nur noch der Griff zum Bleichmittel. Letztlich entscheidend ist, dass man das betroffene Textilstück schnell nach der Entstehung des Fleckes behandelt.

Verspricht viel, hält wenig: Essig in der Haushaltsreinigung

Grundsätzlich hängt eine erfolgreiche Wirkung von Essig als Entkalker von der Dosierung und dem jeweiligen Einsatzfeld ab, denn diese beiden Faktoren entscheiden letztlich darüber, ob Essig als Entkalker taugt oder im Gegenteil sogar Schäden bewirken kann. Bei ausreichend langer Kontaktzeit löst Essig Kalk und ihr könnt ihn auf Porzellan oder Edelstahl grundsätzlich anwenden. Beachtet jedoch unbedingt die Herstellerangaben! Denn Essig kann auch Schäden auf einigen Badezimmer- und Küchenarmaturen verursachen. Das gilt auch für Waschmaschinen.

So eignet sich Essig nicht als Wasserenthärter während des Waschgangs, da Essig die im Wasser gelösten und Kalk-bildenden Calciumionen nicht binden oder eliminieren kann. Essig wirkt also nicht einer Verkalkung der Waschmaschine entgegen.

Wasserenthärter sind zudem in Waschmitteln bereits enthalten und müssen nicht extra dem Waschgang zugegeben werden. Eine zusätzliche Zugabe von Wasserenthärter empfiehlt sich nur bei Wasser, welches über 30 Grad deutscher Härte liegt, oder wenn Waschmittel im Baukastensystem verwendet wird.

Lieber kein Risiko eingehen

Neben potenziellen Geräteschäden kann Essig auch eure Gesundheit schädigen. Unsachgemäß verwendete Essigsäure kann ggf. schwere Augenreizungen verursachen. Als Chemikalie wird Essigsäure u. a. als hautätzend der Kategorie 1 eingestuft. Chemische Gemische mit Essigsäure müssen ab einer Konzentration von 25 Gewichts-Prozent Essigsäure ebenfalls als hautätzend eingestuft werden. Zwischen 10 Gewichts-Prozent und kleiner 25 Gewichts-Prozent erfolgt eine Einstufung als hautreizend. Würde Essig (mit einer Essigsäure-Konzentration ab 10 Gewichts-Prozent Essigsäure) oder Essigessenz als chemisches Gemisch behandelt werden, müsste dieses daher als hautreizend eingestuft und die Verpackung bzw. das Behältnis mit dem Gefahrenhinweis „Verursacht Hautreizungen“, dem Signalwort „Achtung“, dem Sicherheitspiktogramm „Ausrufezeichen“ sowie Sicherheitshinweisen versehen werden. Ein Hausmittel bedeutet also nicht automatisch ungefährlich. Bei Hausmitteln gilt genauso wie bei Reinigungsmitteln, mit Vorsicht diese nur für die vorgesehenen Zwecke zu verwenden.

➤ Verbraucherinformationen für Hausmittel und alternative Methoden für die Haushaltspflege

[1] Brands et al. (2016): The effect of drying processes on the microbial load of laundry. H&PC Today Vol. 11 (1), S. 24-26: https://www.teknoscienze.com/getpdf.php?filename=Contents/Riviste/PDF/HPC1_2016_LOW.pdf&beginpage=26&endpage=29&filetitle=The%20effect%20of%20drying%20processeson%20themicrobial%20load%20of%20laundry

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